Montag, 5. Dezember 2011
Abschied vom Balkan

Nach unserer Gewaltfahrt nach Zagreb brauchten wir ersteinmal einen Tag Pause. Daraus wurden letztenendes zwei, denn wir sind in der gemütlichsten Wohnung auf unserer Reise angekommen. Die zwei Warmshowers-Gastgeber (Warmshowers ist sowas wie Couchsurfing) waren sehr nett und konnten mit ihren Geschichten aus dem Arbeitsalltag locker mit denen von unserer Reise mithalten. Sie sind nämlich Biologen, die sich der Höhlenforschung widmen. Dazu gehören auch mehrtägige Besuche in 1400m tiefen Höehlen oder Tauchausflüge in anderen. Für uns ist das viel verrückter als mit dem Fahrrad durch die Welt zu fahren. Wir haben uns jedenfalls sehr gut verstanden und genossen unsere Zeit mit ihnen umso mehr.
Nebenbei haben wir angefangen uns mit der Tatsache auseinander zu setzen, dass bald Weihnachten ist. In Zagreb ist das - im Gegenteil zur Adriaküste - nicht besonders schwierig. Die Stadt im Stile Wiens oder Budapests gleicht vom Erscheinungsbild einer ganz normalen mitteleuropäischen Großstadt. Wir schlenderten hauptsächlich durch die Straßen, kosteten Glühwein und flohen wor den größten Menschenmassen.
Nach drei Nächten sind wir weiter gefahren und hatten das nächste Ziel im Blick: Maribor. Diesmal warteten nur 120km auf uns und wir waren guter Dinge, dass alles klappt. Bei diesigem Wetter sind wir durch die hügelige Landschaft Nordkroatiens gefahren. Es wurde auch ordentlich kalt und selbst die Mittagspause bereitete uns kein besonderes Vergnügen. Also wieder rauf auf die Räder und warmstrampeln. Als wir bei Dunkelheit kurz vor der Grenze waren kam dann eine Überraschung. Wir waren gerade dabei verbotener Weise auf die Autobahn zu fahren als wir eine Polizeistreife erblickten. Die Herren in blau winkten uns auch zu sich und wollten erst mal wissen woher wir kommen und wohin wir wollen. Der Blick auf meine nackten Wadeln erforderte die Frage ob es denn nicht zu kalt sei. Wir verneinten und durften weiter fahren. Das war dann wohl die offizielle Genehmigung für die Autobahn. Auch die Grenzer auf der Autobahn wunderten sich nur was das für zwei verrückte Deutsche sind, die hier nachts durch die Kälte fahren.
Bis Maribor wurde es dann auch noch unangenehm nebelig, doch die warme Dusche in Aussicht gab uns Kraft. Im Zentrum der Kulturhauptstadt 2012 wollten wir unsere Gastgeber kontaktieren, doch zuerst wählten wir die falsche Nummer und dann meldete sich niemand. Also warteten wir zwei Stunden - nichts. Dann suchten wir offene Jugendherbergen - kein Erfolg. Gegen 23h kam dann die erlösende SMS unserer Gastgeber. Sie waren gerade auf einem Trip mit pilzähnlichen Halluzinogenen und hatten ihr Handy aus. Alles klar, dass erklärte die leicht verwirrenden Theorien während der folgenden Philosophiediskussionen bis spät in die Nacht.
Am nächsen Tag waren die Gedanken wieder klarer und wir verstanden uns mit dem lustigen Programiererpaar und ihrem Hund, der Katze, dem Hamster (in den der Hund verliebt war) und den neun Taranteln - auch ohne den Konsum von bewusstseinserweiternden und/oder -vernebelnden Drogen. Sie zeigten uns die nette kleine Stadt und kochten abends ein wahres Festessen für alle. Wenn es so weiter geht ruhen wir uns mehr aus, als Rad zu fahren. Aber schön ist auch das.

Peter



Dienstag, 29. November 2011
Nachtschicht

Strecke: Plitvice - Zagreb
Entfernung: 140km
Fahrzeit: 7:56h
Fahrbegin: 9:05h
Ankunft: 20:15h
Tankfuellung bis Ankunft (je): 300g Muesli, 500ml Milch, 2 Aepfel, zwei Mandarinen, ein Teeloeffel Bluetenpollen, 5 2cm-Brote (Kaese, Ajvar, Marmelade, Salami, Honig), 1 Karotte, 1 Schokoriegel, 1 Tee, 5 Cevapcici im Brot, 1 Kaffee, 1 Apfelstrudeltasche, 175ml Isogetraenk, 3 Fliegen



Ploetzlich war es Winter

Wir starteten in kurzen Sachen am spaeten Vormittag von Zadar. Wir genossen die spaetsommerlichen Temperaturen und machten eine letzte Mittagspause am Meer. Wir wussten, dass nun ein hartes Stueck Arbeit vor uns liegt, denn wir wollten das Velebitgebirge ueberqueren. Von vielen Reisenden wurden wir vor den Boeen (Bora) gewarnt und wir stellten uns auch auf einen extremen Klimawechsel ein. Die ersten Boeen kamen und wir bevorzugten ab da nur noch auf der Bergseite der Strasse zu fahren, obwohl wir nun auf der entgegengesetzten Spur fuhren. Wir sahen vor uns Wolken von den Bergen kriechen und wir machten Spaesse, "dies sind die Schneewolken die auf uns warten..."
Wir erreichten die Wolken und nun setzten die richtigen Boeen ein. Von einem Moment auf den anderen waren wir vom Sommer im Winter gelandet. Alles um uns herum war mit einer dicken Eisschicht ueberzogen. Der Wind machte eine Weiterfahrt nicht moeglich und wir mussten schieben. Zu allem Uebel wurde es nun auch noch dunkel, doch wir mussten den Pass ueberqueren, denn die naechste Ortschaft war 13 km von uns entfernt. Der Wind liess nach und wir konnten wieder auf die Raeder steigen und den Pass bewaeltigen. Im Tal von Gračac waren immer noch alle Pflanzen mit einer 1cm dicken Eisschicht ueberzogen. Wir bauten unser Zelt in einem Garten auf und am naechsten Morgen wurden wir auf Kaffee und Slivovitz eingeladen. Damit es uns an den Fuessen nicht zu kalt wird, schenkte die Familie jedem von uns ein paar Wollsocken.
Wir radelten durch die winterliche Landschaft bis Korenica, wo wir unsere naechste Couchsurfinggelegenheit hatten. Mit netter Gesellschaft, einer warmen Dusch, Gluehwein, Lasagne und Pommes bereiteten wir uns fuer unseren naechsten Tag in den Plitvicer Seen vor.
Die Wasserfaelle und Seen von Plitvice sind einmalig. Zum Glueck besuchten neben uns nur eine handvoll Leute dieses Naturspektakel. Jedoch war deshalb die Befoerderung im Park nahe zu eingestellt. So konnten wir nur das besichtigen, was wir innerhalb von 4 Stunden erlaufen konnten. Trotzdem genossen wir jede Minute in dem Park.
Nach einer Uebernachtung in einem Souvenirstand brachen wir am naechsten Morgen Richtung Zagreb auf.

Theresa



Sonntag, 27. November 2011
Kulinarische Koestlichkeiten an der Adria

Nach einer Nacht am staedtischen Strand sind wir frueh los, denn wir wollten eine Faehre auf die Insel Brač erwischen. Kurzerhand haben wir 50km hingelegt und auf der Faehre Mittag gemacht. Auf der Insel angekommen sind wir noch ein paar Kilometer gefahren bis wir am vermeintlich verschlafenen Ort Bol unseren geplanten Pausentag am Meer einlegen wollten. Bol ist aber extrem gut touristisch erschlossen und es ist sehr schwierig dort ein abgeschiedenes Plaetzchen zu finden. Schlussendlich haben wir uns fuer den ortsnahen aber weitestgehend ruhigen oeffentlichen Strand entschieden.
Der erste Ruhetag seit Montenegro tat gut und wir haben uns eigentlich nur dem Essen und der Essenbeschaffung gewidmet. Nach dem opulenten Fruehstueck sind wir relativ bald Einkaufen gegangen und haben noch paar schoene Steine am Strand gesammelt (vielleicht nur ein kleines Kilo oder so). Danach ging es ans naechste Essen: Garnelen in Knoblauchoel gebraten, Katzenhai in Rosmarin mit Rosmarinkartoffeln begleitet von Weisswein, Orangina und Weissbrot. Zum Magen schliessen schnitten wir etwas von unserem 1kg Fast-Bergkaese und selbst ein paar Butterkekse haben ihren Platz zwischen all den anderen Sachen gefunden. So stellen wir uns einen Tag Erholung am Meer in der Sonne vor.
Mit so viel Energie im Koerper konnten wir am naechsten Tag mit "doppelter" Geschwindigkeit fahren. Die Berge hier sind fuer uns mittlerweile auch keine grossen Hindernisse und nach nur 30 km waren wir in der Hafenstadt auf der anderen Seite der Insel. Dort uebernachteten wir auf einem verlassenen Campingplatz und konnten wie die letzten Tage auch auf das Zelt verzichten.
Die Faehre brachte uns von Supetar nach Split und somit direkt in eine sehr schoene Stadt. Doch zunaechst trafen wir Leute: zwei Franzoesinnen die zu Fuss 10 Jahre um die Welt wandern wollen, einen Franzosen der mit dem Liegerad nach Japan unterwegs ist und...Gabriel und Cecile. Es ist schon fast ein Fluch mit den beiden. Zusammen haben wir uns die tolle Altstadt angeschaut und uns bis zum naechsten Mal verabschiedet. Uns fuehrte der Weg raus aus Split, in die Nachbarstadt Trogir, die kleiner aber ebenfalls sehr schoen ist. Adriatische Staedte eben. Die eineinhalb Tage dort nutzten wir zum Duschen, Waesche waschen und fuer eine weitere Portion Gnocchi mit Maronensauce.
Bereits am Abend war es sehr bewoelkt und der naechste Tag brachte stroemenden Regen, wie schon lange nicht mehr. Aber was hilft's, irgendwann wollen wir ja auch in Deutschland ankommen. Also schluepften wir in die Regenklamotten und strampelten was das Zeug hielt, in Zadar wartete die naechste ausgemachte Dusche auf uns. Stolze 121km in 7h (neuer Zeitrekord) haben wir gebraucht bis wir da waren. Am Abend mussten wir noch ein Internetcafe aufsuchen um unseren Kontakt herzustellen und dann kam alles anders. Wir wurden von Leuten dort eingeladen, haben zuvor noch einen Film zusammen angeschaut und sind abends im Esszimmer bei irgendwelchen Gespraechen bis in die Nacht sitzengeblieben - wie zu Studienzeiten. Danach sind wir natuerlich nicht weitergefahren sondern haben wegen Gespraechen nach dem Fruehstuck fast das Tageslicht in Zadar verpasst. Ein kurzer Spaziergang durch die Stadt war aber noch drin und das definitiv Eindrucksvollste braucht eh kein Licht. Es ist die Seeorgel von Zadar. Einmalig in der Welt von einem Kroaten entworfen produziert sie durch den Wellengang ein Meer aus seuftzenden und pfeifenden Toenen. Man koennte ewig daneben sitzen und den schoenen Geraeuschen lauschen. So konnten wir unseren Tag in Zadar eindrucksvoll beenden und uns mit einer Pizza am Abend von der Adria verabschieden.

Peter



Dienstag, 22. November 2011
Kroatien in der Nicht-Saison

Die erste Nacht in Kroatien verbrachten wir in einem super schoen Steingarten zwischen Olivenbaeumen. Es duftete ueber alle nach Rosmarien und Salbei. Von diesem Duft wurden wir inspiriert und kochen seitdem immer mit den um uns wachsenden Kraeutern. Am naechsten Morgen erreichten wir Dubrovnik. Bevor wir jedoch die Altstadt erkundeten, fragten wir bei der Feuerwehr, ob wir unsere Raeder bei ihnen lassen koennten. Dies war mal ueberhaupt kein Problem.
Dann besichtigten wir die super touristische Stadt. Als wir im Zentrum ankamen wurde gerade ein rund 300 m langes Buffet aufgebaut, alle noblen Hotels der Stadt tischten auf. Immer wieder fiel ein neidischer Blick von uns auf die Koestlichkeiten, doch wir befuerchteten das wird zu teuer. Deshalb schlenderten wir durch die weissen Gassen der Stadt. Als wir wieder zum Hauptplatz kamen, war das Buffet in vollem Gange und mitten im Getuemmel standen Cecile, Gabriel und Joel essend! Auf ihren Tipp besorgten wir uns auch Karten fuer das Buffet und durch viele Zufaelle konnten wir uns durch saemtlich Mehrsternemenus fuer insgesamt 4 Euro essen. Wir verabschiedeten uns wieder einmal von der franzoesischen Familie und radelten Richtung Trpanj. Auf der Halbinsel Peljesac erlebten wir mal wieder hochsommerliche Temperaturen und am Abend, als wir gerade auf der Schlafplatzsuche waren, sahen wir etwas abseits von der Strasse ein uns bekannten Bus stehen. Cecile und Gabriel kamen uns schon lachend entgegend. Kurzerhand machten wir hier halt und genossen ein Bad in der Adria. Abends kochten wir fuer alle unsere inzwischen bewaehrte Maronensosse mit Nudeln und Gnocchi. Geschlafen haben wir ohne Zelt, direkt am Wasser in der wunderschoenen Bucht.
Nach einem gemuetlichen Fruehstueck begleiteten uns die kleine Familie noch 10 km auf ihren Fahrraedern an der Kueste entlang. Fuer uns ging es noch an diesem Tag bis Ploce.

Theresa