Sonntag, 26. Juni 2011
Der letzte Tag in Polen war dann nochmal phaenomenal. Als wir aus Lublin rausgefahren sind wollten wir uns eigentlich nur kurz Zamosc anschauen und dann schnell in die Ukraine kommen. Bis Zamosc sind wir auch flott voran gekommen und die schicke kleine Stadt haben wir uns auch angeschaut. Doch ereignislos war es danach nicht. Wir waren an dem Tag sehr fleissig (120 km - neuer Etappenrekord) und somit etwas muede und genervt vom durchziehenden Regen. Und wieder mal hat unser Gespuer fuer nette Leute das richtige Haus ausgesucht. Henryk und seine Frau Zofia haben uns mit den Worten "fuehlt euch als waert ihr unsere Kinder" eingeladen. So war der Abend super nett mit Abendessen, hausgemachtem Honigschnapps und schoenen Unterhaltungen. Wir wurden sogar zu den Fronleichnahmsfeierlichkeiten und einem weiteren Fest in der Woche eingeladen. Wenn wir die Zeit gehabt haetten waeren wir noch laenger dort geblieben (die Landschaft des Rosztocze ist richtig schoen), denn die zwei waren so richtig herzlich. Na, vielleicht ein ander Mal.
Die Grenze war auch noch mal lustig. Grenzen sind ja schon eh immer interessant, aber diese war mal richtig gut. Die polnischen Grenzer haben mal zeigen wollen wer der Chef ist und haben zeitweise niemanden rueber gelassen. Dann ging es wieder schnell. Irgendwie, voellig willkuerlich wurden Leute schubweise durchgelassen oder eben nicht. Und wir wussten eh nicht, ob wir rueber duerfen, denn eigentlich ist da kein Fussgaengeruebergang vorhanden. Aber nach einer Stunde Warten - und wir haben eh ueber einen Kilometer Autoschlange ueberholt und uns vorgedraengelt - war es dann geschafft und wir im Niemandsland.

Peter



Montag, 20. Juni 2011
Das groesste Ereigniss habe ich bereits in der "Blitznachricht" geschrieben.
Aber natuerlich haben wir noch mehr erlebt als NUR Wisente in freier Wildbahn zu sehen.

Zunaechst begruesste uns Polen mit einem grau-in-grau Regenwetter. Deshalb radelten wir bis Augustowo ohne die gewohnten Stopps an schoenen Orten. Danach durchquerten wir den Biebrza Nationalpark, wobei wir nicht wirklich wussten, wann wir drinnen waren, denn wir sahen ueberall schoene Landschaften und bewirtschaftete Felder.
Ca. 40 km suedlich von Bialystok gibt es drei Doerfer die das Zentrum im "Land der offen Fensterlaeden" bilden. Diese Doerfer (Soce, Puchly, Trzeszianka) bestehen meist aus Holzhaeusern mit aufwendigen Verzierungen. Die Einheimischen dort waren sehr nett. Sie sprachen uns immer wieder an und erzaehlten von der Geschichte der Doerfer, unter anderem auch von den Problemen mit Nazis sowie Sowjets. Nachdem die Nazis einmaschiert waren, beispielsweise, wurden die Kinder aus den Familien gerissen und in Arbeitslager nach Deutschland geschickt. Trotzdem haben sie keine Vorurteile und empfingen uns sehr, sehr liebevoll.
Im Treszianka suchten wir nach einem Schlafplatz. Da der Bauer, bei dem wir fragten, keinen Platz fuer uns hatte, organisierte er uns eine Schlafmoeglichkeit bei seiner Cousine. Zunaechst wollten wir zelten. Doch daraus wurde nichts. Schliesslich haben wir bei ihr im Haus geschlafen, wurden bekocht (sie ist eine gelernte Koechin), konnten uns duschen und am naechsten Morgen bekamen wir Fruehstueck. Nach einem laengeren Gespraech ueber Religion beschlossen wir in den Nachbarort zum orthodoxen Pfingstgottesdienst zu fahren. Die Kirche ist eine wunderschoen alte Holzkirche und der Gottesdienst ist nicht zu vergleichen mit dem katholischen. Die Glaeubigen stehen in der Kirche auf Teppichboeden und gehen mal aus der Kirche und kommen dann mal wieder rein. Vor der Kirche kann man Eis kaufen, Kinder spielen und manche Glaeubige halten eine kleine Ratsch und gehen dann mal wieder zum Beten.
Nach unserem Gottesdienstbesuch wurden wir von unserer Gastgeberin noch zum Mittagessen eingeladen und mit frischen Salat und Kraeutern, sowie dem Segen des Hl. Nikolaus machten wir uns auf dem Weg nach Bialowieza.

In Bialowieza besuchten wir die strickte Zone des Nationalparks. Diesen Teil des Parks darf man nur mit Fuehrer betretten. Leider (!), denn die Fuehrung war wirklich, wirklich langweilig. Wir konnten die schoene Natur des Parks nur wenig geniessen, denn wir benoetigten ueber eine Stunde bis wir an dem nur 1 km empfernten Park ankamen. Dafuer war das Museum umso interessanter. Dort erfuhren wir mehr ueber die dort lebenden Tiere und die Waldbestaende.
Nach einem gemutlichen Grillabend gingen wir zeitig zu Bett und standen um 2 Uhr morgens auf. Wir hatten einen Tipp bekommen, dass wir am besten Wisente in der Morgendaemmerung sehen koennen. Was sich schliesslich auch bewahrheitet hat. (Siehe Biltznachricht)
Von Bialowieza fuhren wir weiter nach Lublin. Da zur Zeit Erdbeerzeit ist, kauften wir bzw. bekamen wir auch Erdbeeren geschenkt. Die taegliche 2-kg-Portion mit Sahne oder Zucker war somit ein Muss.
Gestern erreichten wir schliesslich Lubiln. Im Reisefuehrer wird die Stadt als ein zweites Krakau beschrieben und sie ist wirklich schoen und die Menschen sind sehr freundlich. So kam es auch, dass wir auf der Strasse von einem Mann angesprochen wurden und nach einem kurzen Gespraech hatten wir bei ihm eine Uebernachtungsmoeglichkeit. Krzysztof und seine Frau sind selbst Reiseradler und haben schon ueber 100 000 km im Sattel verbracht.
Das wir bei ihnen unterkommen konnten, ist fuer uns ein grosse Glueck, denn mein hinteres Laufrad muss neu eingespeicht werden. Das Einspeichen konnte Peter selbst erledigen, doch nun lernt er auch noch das Zentrieren - sehr praktisch fuer unsere Reise!

In den naechsten Tagen geht es in die Ukraine. Unser erster geplanter Stopp ist Lviv.

Theresa



Donnerstag, 16. Juni 2011
Blitzmeldung!
Wir sind inzwischen wieder in Polen angekommen und haben bereits sehr viel erlebt. Gestern hatten wir den "Tag der Wiesente". Um 2 Uhr morgens, nach nur 3 Stunden Schlaf, sind wir aufgestanden und in den Wald der Puszcza Bialowieska gefahren. Zunaechst haben wir nur Tierlaute gehoert (vermutlich von einem Elch und einem Maderhund). Doch dann sahen wir auf einer Wiese 6 Wisente grasen. Wir konnten unser Glueck kaum fassen. Natuerlich folgten wir diesen wunderschoenen Tieren und machten einige Fotos, so gut es in der Morgendaemmerung ging.
Da wir noch voller Energie waren, hielten wir uns bis zum Vormittag auf den Beinen und besuchten dann das Wildgehege und sahen diesmal Wisente ganz aus der Naehe.
Der Tag endete dann mit Wisentgulasch in einer Karczma (traditionelles Restaurant) - mhhh war das Fleisch lecker.

... und heute haben wir den 5000sten Kilometer gemacht...
Demnaechst gibs dann noch die Ereignisse aus dem 2. Teil Lettland und aus Polen.

Theresa



---------------Zeitsprung---------------



Samstag, 30. April 2011
Fuer den Ostersonntag fanden wir ein tolles Uebernachtungsplaetzchen. Wir bekamen die Gartenspielhuette von den Enkeln unseres Gastgebers zur Verfuegung gestellt. Dies Huette war direkt am See und Abends konnten wir 3 Biberfamilien beobachten und belauschen. Den Nachmittag verbrachten wir in der Puszcza Borecka, aber leider sahen wir keine Wiesente. Dafuer fanden wir ein Meer aus Baerlauch vor.
Am naechsten Tag ging es dann zur Puszcza Rominska. Bevor wir unser Schlafquatier ausgewaehlt hatten gingen wir erst einmal in einem See baden/waschen. Der Tag war sehr heiss und die Abkuehlung tat sehr gut.
Geschlafen haben wir schliesslich und endlich bei einem Agrotouristikhof. Die Wirtin ist einmalig und hat uns von der Heide vorgeschwaermt. Deshalb beschlossen wir einen Tag laenger dort zu bleiben und die Heide zu erkunden. Leider sahen wir nicht die Tiere, die wir erhofft hatten. Aber einen Fuchs auf Beutezug und eine Wolfspur mit Skelett daneben, vermutlich von einer Ziege, fanden wir dann doch.

Unser Ausflug endete damit, dass wir zwei Deutsche auf einem Tandem getroffen haben (www.tandemtrotter.de). Sabines und Thomas Weg sollte auch nach Estland fuehren, deshalb versuchten wir uns am naechsten Tag an einem Aquaedukt zu treffen (ohne Handy und Uhrzeit) und wir schafften es. Seitdem sind wir zu viert unterwegs.

Theresa



Samstag, 23. April 2011
Ach ja, nicht zu vergessen ist die Erwaehnung des Elblang-Kanales mit seinen tollen Schiffsrampen, wo Schiffe auf Gras fahren (eigentlich auf Schienen, aber das muss ja niemand wissen). Leider ist die Saison noch nicht wirklich am laufen und so konnten wir nicht direkt welche in Aktion sehen, dafuer aber die tolle Technik in Ruhe bestaunen.

Peter



Wir haben uns zwar in den letzten Tagen nur einmal gebadet, aber dafuer nicht nur unsere Fuesse sondern von Hals bis Fuss. Das Wetter ist herrlich und die Masuren gehoeren fuer mich, soweit ich das jetzt schon beurteilen kann, zu den schoensten Ecken Polens.

In den letzten Tagen sind wir von Sueden nach Norden durch die Masurischen Seen geradelt und haben uns einige Natur-, Kultur- und Kriegsdenkmaeler angeschaut. Unter anderem waren wir gestern an der Wolfsschanze und dem Mauerwald. Diese Bunkeranlagen gehoerten zu der Verteidigungslinie Masurische Seen waehrend des zweiten Weltkrieges. Die Wolfsschanze ist einfach nur riesig und die Bunkerruninen sehr beeindruckend. Im Mauerwald konnten wir noch intakte Bunker sehen und begehen. Es ist Wahnsinn was dort innerhalb von wenigen Jahren entstanden ist.

Inzwischen erobert sich die Natur die Gebiete zurueck und um die Verteidungslinie (bzw. der groesste Teil der Masuren) sind Naturschutzgebiete wie sie im Buche stehen. Aber auch Biotope in mitten von Feldern haben wir gesehen und viele Wildtiere leben in den zusammenhaengenden Waeldern. Trotz diesem Wissen waren wir gestern Abend doch sehr ueberrascht, als wir 3 Elche sahen und noch mehr heute Vormittag, als wir einen weiteren entdeckten.

Heute wollen wir noch etwas oestlich von Gizycko fahren, in die Puszcza Borecka und hoffen dort auf Wiesente zu treffen.

So unterscheidet sich unser Osterfest von dem eurigen, ihr sucht den Osterhasen mit den Ostereiern und die Wiesente.

In wenigen Tagen werde wir dann auch Polen verlassen und nach Litauen kommen, dann werden wir euch auch wieder ein paar Bilder ins Netz stellen.

Theresa



Montag, 18. April 2011
Die Tage in Gdansk und Sopot waren sehr erholsam und mit einem strahlenden Sonnenschein sind wir Richtung Masuren gestartet. Mittlerweile sind wir in Olsztyn und sollten morgen in der Gegend um Mikołajki ankommen. Aber bereits jetzt ist die Landschaft herrlich und auch die Leute, die wir treffen und bei denen wir uebernachten sind sehr nett und bieten uns Brote, Milch, Bier etc. an und so manches interessnte Gespraech entsteht (zumindest fuer mich, wobei sich heute Theresa mit einer waschechten Ostpreussin unterhalten konnte, also einer Deutschen).
Wenn wir unsere Fuesse in den Masurischen Seen ausgiebig gebadet haben lassen wir wieder von uns hoeren. Falls das erst nach Ostern ist, wuenschen wir allen frohe Ostern!

Peter



Dienstag, 12. April 2011
Ja, das Wetter, es hat uns in den letzten Tagen sehr zu Schaffen gemacht. Was anfangs noch ein angenehmer Rueckenwind sein konnte hat sich in den letzten Tagen dann doch als groesster Gegner der persoenlichen Motivation offenbart. So wie wir im Schnitt 80 km pro Tag geschafft haben, waren es zuletzt nur noch ca. 60 bei einer Stunde mehr Fahrt. Starker, boeiger Wind von vorne und der Seite hat sehr an unseren Kraeften gezehrt und uns vorgestern zum Uebernachten in einem Bungalow mit warmer Dusche gezwungen. Selbst die hin und wieder durchscheinende Sonne haben wir kaum mitbekommen wegen dem Wind.

Doch der ist jetzt weg und wir sind in Danzig, einer wirklich prachtvollen Stadt. Das wenige, das wir bisher gesehen haben laesst uns gespannt sein auf mehr heute Abend und morgen.

Und jetzt noch was zu den Leuten hier in Polen. Seit der Grenze haben wir immer bei Bauernhoefen oder aehnlichem geschlafen und bis zur Weichsel waren die Leute extrem nett. Warme Duschen, Gratishonig, Walnuesse und Kaffee sind nur einige der tollen Gesten der Gastfreundlichkeit, die wir erfahren durften. Eingeladen sind wir natuerlich ueberall auf ein weiteres Mal.
Doch seit wir mit der Weichsel nach Norden fahren hat sich das Gemuet der Leute geaendert. An einem Abend wurden wir zwei mal abgewiesen nach Anfragen ob wir das Zelt aufstellen duerfen. Das ist uns zuvor nirgends passiert, nicht mal auf einem Campingplatz. Die Leute hier sind irgendwie stark misstrauisch, ja schon fast aengstlich Fremdem gegenueber und versuchen diese potentielle "Bedrohung" irgendwie von sich abzuwenden.
Aber ich denke das wird sich wieder aendern, wenn wir wieder weiter weg sind von der Weichsel vielleicht.

Peter

Kilometerstand: irgendwas bei 1300km
Defekte: Staender gebrochen, Schraubengewinde abgedreht, kleine Satteltasche von Katzen angefressen
Motivation: wir machen weiter!



Dienstag, 5. April 2011
Seit unserem letztem Eintrag sind nun schon einige Kilometer vergangen. Unter anderem sind wir knapp 800 km gefahren seit unserem Beginn in Schnaittach und inzwischen haben wir auch die polnische Grenze ueberquert.

Die polnische Grenze hat uns leider erstmal mit einem Grau-in Grau begruesst und waere unser Wille nicht so eisern gewesen, haette uns dies fast von unserem Vorhaben Osteuropa zu durchradln abgebracht.

Aber wir haben es geschafft. Und wir werden weiterradln, insbesondere weil wir nun mit wunderschoenen See und gutem Wetter belohnt wurden.
Das naechstemal hoert ihr wahrscheinlich aus Danzig von uns.

Theresa