Montag, 20. Juni 2011
Als wir vor ueber 2 Wochen die litauische Grenze passiert haben freuten wir uns zu naechst ueber die guten Asphaltstrassen. Endlich kein "Schlaglochausweichen" mehr!
Im Osten von Litauen gibt es zahlreiche Seen und so ergab es sich, dass wir nahezu eine Woche lang nur an glasklaren, warmen Seen zelteten. Auch in diesem Land gibt es viele Grillplaetze an Seen, die wir fuer unsere Uebernachtungen nutzten. Im Aukstaitijos Nationalpark verbrachten wir zwei Tage. Wir nutzten den Park fuer eine Kanutour. Bei herrlichen Sonnenschein padelten wir ueber 7 Stunden lang durch Seen und Baeche. Insgesamt schafften wir an diesem Tag ca. 20 km - diesmal aus Armkraft. Schweren Herzens verabschiedeten wir uns von diesem schoenen Ort, an dem Peter auch mit ein paar litauischen Studenten das Semesterende feierte und wir die ersten deutschen Individualreisenden trafen.
Den ersten Tag in Vilnius verbrachten wir wegen der grossen Hitze nur im Park. Peter schraubte an seinem Fahrrad und ich versuchte mich als Reisejournalistin. Dafuer war der 2. Tag der Kultur gewidmet. Wusstet ihr, dass es in Vilnius ein Stadtviertel gibt, mit eigener Verfassung und mit eigenstaendigem Praesidenten? In diesem Kuenstlerviertel hat unter anderem jeder das Recht am Fluss zu wohnen und gluecklich zu sein. Wer moechte da nicht wohnen?
An unserem Abreisetag aus Vilnius besuchten wir noch das KGB Museum und bildeten uns in der litauischen Geschichte weiter. Es ist immer wieder aufs neue Interessant, welche Auswirkungen der 2. Weltkrieg und die UdSSR auf die einzelnen Regionen hatten.
Nach der Stadt ging es weiter nach Trakai. Dieser Ort war im Mittelalter von deutlich groesserer Bedeutung als Vilnius und eine multikulturelle "Metropole" mit Moslems, Juden und verschiedenen Katholiken. Dies sieht man auch an dem praechtigen Backsteinschloss. Da dieses so schoen auf einer Insel gelegen ist, haben wir dort unter der Zugbruecke gezeltet.
Von Trakai radelten wir auf dem direkten Weg zur polnischen Grenze. Kurz vor Polen lernten wir noch einen Schweden kennen, der etwas sportlicher auf dem Fahrrad unterwegs ist als wir. Seine Tagesetappen belaufen sich auf 100 - 150 km pro Tag, unsere auf 60 - 90 km. Jedoch moechten ich hier klarstellen, dass unsere Fahrraeder ca. 20 kg schwerer sind.
Zum guten Abschluss dieses Landes brach mir wieder eine Speiche... Seit dem weiss ich: Nie wieder eine Mavicfelge mit einer Rohloffnabe kombinieren. Eigentlich ist ein Speichenbruch bei einer Rohloffnabe sehr, sehr selten. Eigentlich...

Theresa



---------------Zeitsprung---------------



Montag, 9. Mai 2011
In Klaipeda angekommen sind wir in ein Hostel, da es keine besseren Alternativen gab in der Stadt. Das hatte den Vorteil, dass wir duschen, Waesche waschen und ordentlich kochen konnten. Frisch sind wir am naechsten Tag zur kurischen Nehrung gefahren und mussten staunen welch atemberaubende Natur wir vorgefunden haben. Anfangs sind wir durch sandige Kiefernwaelder und zwischendurch kleinere Ortschaften gefahren. Als das schlechte Wetter drohend ueber uns hing konnten wir ihm ausweichen und die volle Pracht der grauen Duenen bewundern. Ganze Sandberge ragten ueber die Waelder hinweg und boten ein spektakulaeres Schauspiel in der herauskommenden Sonne. Ein ueberaus gelungener Tag und auf jeden Fall den umweg um Kaliningrads wert.
Unser naechstes Ziel war der Berg der Kreuze bei Šiauliai. Doch noch bevor wir dort angekommen sind haben wir einen Mann getroffen der jegliche bis dahin erlebte Gastfreundschaft in den Schatten gestellt hat. Wir wurden quasi von der Strasse weg zu ihm nach Hause gebracht in ein eigenes Haus gepackt. Ganz nebenbei konten wir dort grillen, seine Sauna nutzen und sogar eine Erdbeertorte haben wir bekommen. Ausserdem hat er mit uns eine schnelle Rundfahrt in der Gegend gemacht und uns am naechsten Tag sogar angeboten noch zwei Naechte zu bleiben, da es nachts so kalt ist. Einfach unglaublich.
Ebenso wie der Berg der Kreuze es ist. Seit vielen Jahren bringen glaeubige aus Litauen und der ganzen Welt Kreuze dort hin und mittlerweile sind es viele Tausende. Selbst die sowjetische Vorherrschaft konnte den Glauben und Freiheitswillen der Litauer nicht brechen und so ist dieser Platz heute nicht nur von religioeser Bedeutung.
Damit war unser Kurzbesuch in Litauen auch schon zu Ende und wir steuerten die naechste Landesgrenze an.

Peter



Sonntag, 1. Mai 2011
Vor drei Tagen haben wir die litauische Grenze ueberschritten und seitdem sind wir entlang der Grenze von Kaliningrad bis an die Kurische Nehrung gefahren. Auf dem Weg dorthin haben wir sehr viele nette Leute kennengelernt. Vor allem Kinder winken uns zu und die Autofahrer winken und hupen, wenn sie uns sehen. Inzwischen sind wir auch kaum zu uebersehen, denn wir bilden einen ueber 8 m langen Konvoi (Tandem mit Anhaenger und unsere beiden Fahrraeder).

Bei unserer ersten Uebernachtung bei einem Bauern lernten wir die litauische Gastfreundschaft kennen. Der Bauer organisierte sich zu erst einen "Dolmetscher", der polnisch sprechen konnte. Und dann kam er mit Wodka, Wurst, Schinken, Gurke und Brot zu uns. Und ehe wir uns versahen wurde die Flasche geleert. Wir waren sprichwoertlich ueberwaeltigt von dieser Freundlichkeit.

Am naechsten Abend suchten wir eigentlich in einem Wald einen Zeltplatz, doch wir wurden von einem 72 jaehrigen Mann bei unserer Suche angesprochen, ob wir nicht lieber bei ihm schlafen moechten. Dort bekamen wir sogar ein Bett! Dieser Mann ist selbst Radfahrer. Waehrend des Sozialismus war er Rennradfahrer und radelte im Nationalteam. Heute radelt er innerhalb von drei Tagen von Juborka nach Tallin (1. Etape 215 km, 2. 165 km, 3. 185 km) und danach gehts weiter zum Polarkreis. Und wenn er nicht Fahrrad faehrt, dann ist er mal Hochalpin in der Schweiz unterwegs oder besteigt den Wendelstein. Von diesem faszinierendem Mann wurden wir am naechsten Morgen auch noch ein paar Kilometer auf seinem Rennrad begleitet. Und so vergroesserte sich unsere Gruppe, zwar nur fuer kurze Zeit, auf fuenf.

Theresa