Abschied vom Balkan

Nach unserer Gewaltfahrt nach Zagreb brauchten wir ersteinmal einen Tag Pause. Daraus wurden letztenendes zwei, denn wir sind in der gemütlichsten Wohnung auf unserer Reise angekommen. Die zwei Warmshowers-Gastgeber (Warmshowers ist sowas wie Couchsurfing) waren sehr nett und konnten mit ihren Geschichten aus dem Arbeitsalltag locker mit denen von unserer Reise mithalten. Sie sind nämlich Biologen, die sich der Höhlenforschung widmen. Dazu gehören auch mehrtägige Besuche in 1400m tiefen Höehlen oder Tauchausflüge in anderen. Für uns ist das viel verrückter als mit dem Fahrrad durch die Welt zu fahren. Wir haben uns jedenfalls sehr gut verstanden und genossen unsere Zeit mit ihnen umso mehr.
Nebenbei haben wir angefangen uns mit der Tatsache auseinander zu setzen, dass bald Weihnachten ist. In Zagreb ist das - im Gegenteil zur Adriaküste - nicht besonders schwierig. Die Stadt im Stile Wiens oder Budapests gleicht vom Erscheinungsbild einer ganz normalen mitteleuropäischen Großstadt. Wir schlenderten hauptsächlich durch die Straßen, kosteten Glühwein und flohen wor den größten Menschenmassen.
Nach drei Nächten sind wir weiter gefahren und hatten das nächste Ziel im Blick: Maribor. Diesmal warteten nur 120km auf uns und wir waren guter Dinge, dass alles klappt. Bei diesigem Wetter sind wir durch die hügelige Landschaft Nordkroatiens gefahren. Es wurde auch ordentlich kalt und selbst die Mittagspause bereitete uns kein besonderes Vergnügen. Also wieder rauf auf die Räder und warmstrampeln. Als wir bei Dunkelheit kurz vor der Grenze waren kam dann eine Überraschung. Wir waren gerade dabei verbotener Weise auf die Autobahn zu fahren als wir eine Polizeistreife erblickten. Die Herren in blau winkten uns auch zu sich und wollten erst mal wissen woher wir kommen und wohin wir wollen. Der Blick auf meine nackten Wadeln erforderte die Frage ob es denn nicht zu kalt sei. Wir verneinten und durften weiter fahren. Das war dann wohl die offizielle Genehmigung für die Autobahn. Auch die Grenzer auf der Autobahn wunderten sich nur was das für zwei verrückte Deutsche sind, die hier nachts durch die Kälte fahren.
Bis Maribor wurde es dann auch noch unangenehm nebelig, doch die warme Dusche in Aussicht gab uns Kraft. Im Zentrum der Kulturhauptstadt 2012 wollten wir unsere Gastgeber kontaktieren, doch zuerst wählten wir die falsche Nummer und dann meldete sich niemand. Also warteten wir zwei Stunden - nichts. Dann suchten wir offene Jugendherbergen - kein Erfolg. Gegen 23h kam dann die erlösende SMS unserer Gastgeber. Sie waren gerade auf einem Trip mit pilzähnlichen Halluzinogenen und hatten ihr Handy aus. Alles klar, dass erklärte die leicht verwirrenden Theorien während der folgenden Philosophiediskussionen bis spät in die Nacht.
Am nächsen Tag waren die Gedanken wieder klarer und wir verstanden uns mit dem lustigen Programiererpaar und ihrem Hund, der Katze, dem Hamster (in den der Hund verliebt war) und den neun Taranteln - auch ohne den Konsum von bewusstseinserweiternden und/oder -vernebelnden Drogen. Sie zeigten uns die nette kleine Stadt und kochten abends ein wahres Festessen für alle. Wenn es so weiter geht ruhen wir uns mehr aus, als Rad zu fahren. Aber schön ist auch das.

Peter