Mittwoch, 28. September 2011
Wir reisten ohne Probleme wieder in die Ukraine ein. Ueber Bolrad wollten wir nach Izmail und von dort aus ins Donaudelta gelangen. Bis Izmail kamen wir wie geplant. Als wir um Trinkwasser bei einer Familie fragten, bekamen wir neben Wasser auch Supper, Tee und eine Unmenge Tomaten. Danach mussten wir pro Tag ca. 20 Tomaten essen, damit diese nicht zu Tomatensaft wurden. In Izmail erfuhren wir, dass es hier keinen Grenzuebergang gibt. Wir mussten also an der Donau entlang ueber Moldawien nach Rumaenien fahren. Da waren wir wirklich enttaeuscht, aber was sollten wir machen.
Bevor wir allerdings die Ukraine wieder verlassen konnten, bekammen wir bei einem weiterem Wasserholen ca. 3 kg Tomaten geschenkt und waren weiterhin "genoetigt" taeglich Tomatensalat zu essen. Ausserdem hatten wir auch naechtlichen Besuche von einem Einheimischen in unserem Zelt und wir mussten um Mitternacht 2 Glaesser Wein trinken... So ist halt die Ukraine, immer fuer eine Ueberraschung gut.

Theresa



---------------Zeitsprung---------------



Dienstag, 26. Juli 2011
http://www.youtube.com/watch?v=o76YbAfFfJ8
http://www.youtube.com/watch?v=oq1imYwsKUY



Samstag, 23. Juli 2011
Seit dem letzten Eintrag ist viel passiert.
Nach der neue Diagnose mussten wir nochmal eine Zwangspause von 4 Tagen bei einer sehr tollen Familie in einem kleine Dorf in Bucovina einlegen. Peter hatte sogar das Vergnuegen auf ein Dorffest mit zu kommen. Waehrend dieser Zeit lag ich mit Fieber im Zelt, aber ich hoerte zum Glueck trotzdem die Rhythmen der Balkan Beats. Mir gings schliesslich immer besser und nachdem wir selbst Pilmeni (ukrainische Tortilin)gemacht und ich eine Kuh von Hand gemolken hatten radelten wir ganz langsam nach Khothin und ueberschritten die 6000 km. In dieser Stadt befindet sich eine grosse Festung. Diese und die Festung von Kamjanez-Podilskyj halfen bei der Schlacht (Polen gegen Tuerken) die Tuerken bei ihrem Vormarsch nach Europa zu stoppen. Die Stadt Kamjanez-Podilskyj hat eine geniale Lage - direkt an einem Canoyn.
Der weitere Weg fuehrte uns zu einer selbstgebauten Autofaehre mit der wir den Dinestre ueberquerten. Der Kapitaen war ein Unikat der Schiffsfahrt.
Von hier gings weiter mit dem Fahrrad bis zur Grenzestadt Sokyryany und wieder mussten wir einen Pausentag einlegen, denn ich hatte abermals Fieber. Nach einer Felduntersuchung (wir bekamen einen Hausbesuch von einer Aerztin in unserem Zelt) und einer ganz liebevollen Bewirtung von einer Einheimischen auf einer oeffentlichen Wiese radelten wir nach Moldavien.

Theresa



Dienstag, 12. Juli 2011
Es gibt wieder mal Aenderungen unserer Reiseplanung. Nachdem wir rund 100km Zug fuer 2,40 Euro gefahren sind, Bussfahrten und Taxifahrten zu Kliniken gemacht haben und schon fast alle Fortbewegungsarten hier kennen schwingen wir uns heute wieder (fast) gewohnt auf die Raeder. Theresa hat naemlich eine neue Diagnose bekommen, die per Ultraschall bestaetigt worden ist: leichte Eierstockentzuendung. Das passt noch besser zu den Symptomen und ausserdem koennen wir wieder Rad fahren und Theresa kann auf ihre Diaet verzichten. Jetzt fahren wir als naechstes etwas langsamer nach Kamjanez-Podilskyj und von dort aus nach Moldavien.
Wir befinden uns momentan uebrigens in Tscherniwzi (Чернівці), der Hauptstadt BUKOVINAS. Wenn das mal nichts ist. Die Stadt ist richtig schoen und touristisch bei weitem nicht so ausgelastet wie Lviv. So machen wir uns hier noch paar nette Stunden und finden vielleicht noch das ein oder andere musikalische Schmankerl.

Peter



Sonntag, 10. Juli 2011
Etwas verkartert began der naechste Morgen und somit war es auch nicht verwunderlich, dass wir erst gegen Mittag aufbrachen. Trotzdem schafften wir es an diesem Tag noch bis Ivano Frankivsk. Wieder wurden wir von einer sehr netten ukrainischen Familie beherbergt. Wir bekamen frisch gebackenen Kuchen, Obst und am naechsten Morgen zum Fruehstueck Bohnen und Kartoffeln. Schon an jenem Morgen machten sich bei mir Bauchschmerzen bemerkbar, doch ich wollte sie ignorieren und schaffte dies zunaechst auch.
Nach einem kleinen Speichenbruch - dreimal duerft ihr raten an wessen Rad - versuchten wir den Tag wie jeden anderen zu beginnen. Doch ich wurde nicht fit. Meine Bauchschmerzen wurden nicht weniger. Bereits nach 25 km forderte ich die Mittagspause ein. Ich dachte, etwas essen schadet nie... 5 km spaeter sagte ich zu Peter, dass wir im naechsten Ort unserer Nachtlager aufschlagen muessen, denn ich konnte nicht mehr. Bis zum naechsten Ort schafften wir es aber nicht mehr. Ich kruemmte mich auf dem Fahrrad vor Schmerzen und kroch mit 6 km die Strasse entlang. Nach einem neuen Schmerzschub hielt ich an und Peter forderte mich auf mich hinzulegen. Was ich auch sofort tat. Danach bekam ich nicht mehr viel mit. Ich nahm Schmerzmittel - aber es half nichts. Irgendwann beschlossen wir doch zum Ort zu gehen. Ja, zu gehen, das Fahrrad musste geschoben werden. Im Dorf angekommen, war mir nach wie vor alles egal. Peter musste sich um alles kuemmern, denn ich lag mal wieder am Strassenrand.
Peter fand eine super Schlafgelegenheit, die Hausbesitzer wussten zwar nichts von ihrem Glueck, aber der Vater der Hausbesitzerin...
Die naechsten Tage gestalteten sich mit Arztbesuchen und Tablettenschlucken und Peter bekam langsam einen Zeltkolapps. Da nach 3 Tagen immer noch nicht die gewuenschte Genesung eingetreten war, war sich die gesamte Familie der Hausbesitzer (also auch die Eltern und die Schwaegerin und Schwager) einig, ich muss nochmal zum Arzt und sie brachten mich zum ortsansaessigen Doktor. Der stellte fest: Bauchspeicheldruesenentzuendung - Schonkost und 1 Monat kein Radfahren mehr. Ein totaler Schock fuer mich. Doch Peter baute mich auf und wir schmiedeten Plaene wie es weiter geht.
Auf Grund der super Gastfreundschaft der gesamten Grossfamilie (wir haben schliesslich bei den Eltern im Haus geschlafen und Peter wird dick), meiner Schonkost und den Infusionen (vielen Dank an die super netten Arzthelferinnen, besonders fuer den Schnaps fuer Peter) wurde ich wieder fitter und der Arzt korrigierte das Fahrverbot runter (ohne Zeitangabe).
Nun halte ich mich ueberwiegend an meine Diaet, was verdammt schwer ist, vor allem wenn man sieht, welche Koestlichkeitern Peter essen muss. Dafuer koennen wir morgen wieder mit unserer Reise, allerdings erstmal per Zug, fortfahren.

Theresa



Aus Lviv sind wir mit unseren beiden Gastgebern in Richtung der Karpaten gefahren. Die zweitaegige Fahrt war fuer uns relativ entspannt, auch wenn maessig gutes Wetter ein staendiges An-, Aus- und Umziehen erforderte. Doch der Weg hatte sich mehr als gelohnt. In der Naehe von Slavsk stand uns ein Ferienhaus zur Verfuegung, das mit einer herrlichen Aussischt auf den flacheren Teil der Karpaten ausgestattet war. Da Oksana und Igor lieber mal nichts gemacht haben, sind wir zu zweit auf einer kleinen Wanderung die Berge erkunden gegangen. Durch Abkuerzungen haben wir aus den zwei veranschlagten Stunden fuenf gemacht und konnten so einiges sehen. Die Landschaft ist der in z.B. der Schweiz recht aehnlich, doch es gibt viele kleine Unterschiede. Nicht nur die Pflanzen- und Tierwelt ist anders, auch die menschlichen Spuren unterscheiden sich bei genauerem Hinsehen. Das Leben ist - so scheint es - ruhiger. Landwirtschaftliche Maschinen sind quasi unbekannt, Handarbeit oder ein vorgespanntes Pferd die Regel. So hat uns der Ausflug natuerlich sehr gut gefallen, was nicht zuletzt an der guten Bergmilch und dem Frischkaese lag.
Doch wir mussten langsam weiter und haben uns den Weg auf den teils richtig (also RICHTIG!) schlechten Wegen geebnet. Da die Ukraine touristisch noch wenig erschlossen ist, muss man die Sehenswuerdigkeiten suchen und finden. Dies ist nicht leicht, doch wenn man mal mit den Einheimischen redet, findet man schon jemanden, der einen dort hin fuehren kann. So ging es uns mit Rozhirche. Irgendwo in der Naehe der Ortschaft sollte es ein altes Kloster im Fels geben. Fast durch Zufall haben wir die Ortschaft gefunden, ebenso wie ich durch Zufall erfahren habe, dass es das Kloster gibt. Vor Ort war natuerlich kein Schild und keine Kasse in Sicht. So haben wir uns mehr wie Entdecker als Touristen gefuehlt, als wir das Kloster gefunden haben. Auf eine Anhoehe im Wald haben vor langer Zeit fleissige Moenche ein kleines, aber beeindruckendes Kloster mit 3 Raeumen in den Sandstein gehauen. Heute halten sich dort am ehesten die Jugendlichen vom Dorf auf, doch die Atmosphaere war einfach gigantisch. In Deutschland haette man da bestimmt schon lange alles abgeriegelt und die vermisste Kasse hingestellt.
Am Abend haben wir dann wieder einen der verrueckten Ukrainer getroffen, bzw, gleich mehrere davon. Eigentlich wollten wir nur einen kleinen Einkauf machen. Doch es hatte geregnet und die Verkaeuferin wollte uns unbedingt Tee und Schnaps geben. Den Schnapps (auch hier heisst das so) haben wir auch bekommen, aber erst nachdem wir in einer Banja waren und mit dem Besitzer Blutwurst gegessen haben (ja, wir beide). Wieder mal - ich wiederhole mich gern - voellig selbstverstaendlich.

Peter



Sonntag, 26. Juni 2011
Aber die zweite Grenze musste nun auch noch passiert werden. Doch zum einen koennen wir entweder die Woerter auf Kyrillisch nicht lesen oder verstehen. Zum anderen haben die ukrainischen Grenzer gerade Schichtwechsel gehabt. Das heisst, dass eine Stunde lang nichts (!!!) passiert ausser Bauch schaukeln, am Hintern kratzen und Kippe rauchen. Aber das gehoert ja irgendwie dazu, wenn man in diese Laender faehrt. Die letzten Grenzbeamten waren auch total nett, haben wissen wollen wo es hin geht, was passiert, wenn etwas kaputt geht etc. Danach wurden wir staendig gegruesst und bestaunt auf unseren ersten paar Kilometern im neuen Land. Uebernachtet haben wir bei einer sehr netten Frau im Garten, die uns sogar selbstgemachten Frischkaese und warme Milch gegeben hat. Eingeladen wurden wir auch hier auf ein weiteres Mal.
Am naechsten Tag wollten wir in Lviv (Львов) ankommen, was letztlich auch geglueckt ist aber recht anstrengend war. Denn hier merkt man so langsam die Karpaten und den Sommer. Zudem sind die Strassen tatsaechlich noch schlechter als in Lettland - unglaublich! In der Stadt angekommen kontaktierte ich unsere Schlafgelegenheit namens Oleg und dann mussten wir etwas warten bis wir ihn treffen konnten. Deshalb gab es einen ukrainischen Borschtsch im Brot zum Essen. Als naechstes haben wir uns einfach an einen Brunnen auf dem Rynok Platz gestellt und einfach die Leute angekuckt. Bereits da kam der erste Radfahrer interessiert auf ein Plaeuschchen zu uns. Als wir Oleg getroffen haben kamen auf einmal immer mehr Leute, die sich irgendwie alle kannten und die ich teilweise auch schon ueber Couchsurfing kontaktiert habe. War recht lustig das Ganze. Doch es geht besser. Schon auf dem Weg zu seinem Haus ausserhalb der Stadt hat uns eine Gruppe Polen aufgehalten mit Fragen ueber uns, Tips zur Ukraine und einem netten Gespraech. Dazu kam ein ukrainisches Paar, die auch mit dem Rad reisen wollen und Fragen hatten sowie ein weiterer Mann. Paar hundert Meter weiter wurden wir von einem Radfahrer eingeholt, der begeistert von uns war und wissen wollte wo wir her sind. Bei der Gelegenheit kam ein weiterer Bursche dazu, der schon immer von einer Radreise getraeumt hat und ein Rezept dafuer wissen wollte. Auf dem weiteren Weg aus der Stadt raus wurden wir weiter gegruesst, bestaunt und bejubelt. Ihr seht, hier sind wir gut aufgehoben. Zumindest wenn die Leute nicht all zu schraeg sind - so wie Oleg. Eigentlich war er recht unkompliziert und hat auch einfach so was zum Essen gemacht. Doch er hat eigentlich gar nicht geredet und der Zustand vom Haus war ihm wohl auch egal. Ein von seinen Eltern nach ihrer Trennung hinterlassener riesiger Rohbau mit einem eingerichteten Zimmer und einer halben Kueche fuer ihn allein. Ueberall lag Zeug und teils Muell rum, ein Paradies fuer Maeuse. Also nichts fuer Theresa und auch mir wurde das zuviel. Am naechsten Tag sind wir mitsamt Gepaeck in die Stadt und sind nun bei dem ukrainischen Paar vom vorherigen Abend gelandet.
Oksana und Igor sind dafuer umso netter, haben uns ihre geniale Wohnung im Zentrum fuer das Wochenende ueberlassen. Auch eine Stadtfuehrung durch das schoene und hoechst angenehme Lviv haben wir bekommen. Die Reperatur von Theresas kaputten Schuhen haben sie organisiert und uns zum Frisoer gebracht. Also absoluter Rundumservice den wir hier erfahren. Uebermorgen werden wir mit ihnen vermutlich sogar einen Radausflug in die Karpaten machen.
Lviv ist wie erwaehnt eine tolle Stadt. Sie ist ein kultureller Schatz mit unzaehligen historischen Gebaeuden und einem sehr weltoffenen, internationalem Auftreten. Es gibt hier sehr viele Kunstschueler und Kuenstler, was man deutlich merkt und man kann auch sehr gut einkaufen. Uns gefaellt das alles so gut, dass wir insgesamt fuenf statt zweinhalb Tage bleiben und zum ersten Mal seit langem richtig zur Ruhe kommen.

Peter