Aber die zweite Grenze musste nun auch noch passiert werden. Doch zum einen koennen wir entweder die Woerter auf Kyrillisch nicht lesen oder verstehen. Zum anderen haben die ukrainischen Grenzer gerade Schichtwechsel gehabt. Das heisst, dass eine Stunde lang nichts (!!!) passiert ausser Bauch schaukeln, am Hintern kratzen und Kippe rauchen. Aber das gehoert ja irgendwie dazu, wenn man in diese Laender faehrt. Die letzten Grenzbeamten waren auch total nett, haben wissen wollen wo es hin geht, was passiert, wenn etwas kaputt geht etc. Danach wurden wir staendig gegruesst und bestaunt auf unseren ersten paar Kilometern im neuen Land. Uebernachtet haben wir bei einer sehr netten Frau im Garten, die uns sogar selbstgemachten Frischkaese und warme Milch gegeben hat. Eingeladen wurden wir auch hier auf ein weiteres Mal.
Am naechsten Tag wollten wir in Lviv (Львов) ankommen, was letztlich auch geglueckt ist aber recht anstrengend war. Denn hier merkt man so langsam die Karpaten und den Sommer. Zudem sind die Strassen tatsaechlich noch schlechter als in Lettland - unglaublich! In der Stadt angekommen kontaktierte ich unsere Schlafgelegenheit namens Oleg und dann mussten wir etwas warten bis wir ihn treffen konnten. Deshalb gab es einen ukrainischen Borschtsch im Brot zum Essen. Als naechstes haben wir uns einfach an einen Brunnen auf dem Rynok Platz gestellt und einfach die Leute angekuckt. Bereits da kam der erste Radfahrer interessiert auf ein Plaeuschchen zu uns. Als wir Oleg getroffen haben kamen auf einmal immer mehr Leute, die sich irgendwie alle kannten und die ich teilweise auch schon ueber Couchsurfing kontaktiert habe. War recht lustig das Ganze. Doch es geht besser. Schon auf dem Weg zu seinem Haus ausserhalb der Stadt hat uns eine Gruppe Polen aufgehalten mit Fragen ueber uns, Tips zur Ukraine und einem netten Gespraech. Dazu kam ein ukrainisches Paar, die auch mit dem Rad reisen wollen und Fragen hatten sowie ein weiterer Mann. Paar hundert Meter weiter wurden wir von einem Radfahrer eingeholt, der begeistert von uns war und wissen wollte wo wir her sind. Bei der Gelegenheit kam ein weiterer Bursche dazu, der schon immer von einer Radreise getraeumt hat und ein Rezept dafuer wissen wollte. Auf dem weiteren Weg aus der Stadt raus wurden wir weiter gegruesst, bestaunt und bejubelt. Ihr seht, hier sind wir gut aufgehoben. Zumindest wenn die Leute nicht all zu schraeg sind - so wie Oleg. Eigentlich war er recht unkompliziert und hat auch einfach so was zum Essen gemacht. Doch er hat eigentlich gar nicht geredet und der Zustand vom Haus war ihm wohl auch egal. Ein von seinen Eltern nach ihrer Trennung hinterlassener riesiger Rohbau mit einem eingerichteten Zimmer und einer halben Kueche fuer ihn allein. Ueberall lag Zeug und teils Muell rum, ein Paradies fuer Maeuse. Also nichts fuer Theresa und auch mir wurde das zuviel. Am naechsten Tag sind wir mitsamt Gepaeck in die Stadt und sind nun bei dem ukrainischen Paar vom vorherigen Abend gelandet.
Oksana und Igor sind dafuer umso netter, haben uns ihre geniale Wohnung im Zentrum fuer das Wochenende ueberlassen. Auch eine Stadtfuehrung durch das schoene und hoechst angenehme Lviv haben wir bekommen. Die Reperatur von Theresas kaputten Schuhen haben sie organisiert und uns zum Frisoer gebracht. Also absoluter Rundumservice den wir hier erfahren. Uebermorgen werden wir mit ihnen vermutlich sogar einen Radausflug in die Karpaten machen.
Lviv ist wie erwaehnt eine tolle Stadt. Sie ist ein kultureller Schatz mit unzaehligen historischen Gebaeuden und einem sehr weltoffenen, internationalem Auftreten. Es gibt hier sehr viele Kunstschueler und Kuenstler, was man deutlich merkt und man kann auch sehr gut einkaufen. Uns gefaellt das alles so gut, dass wir insgesamt fuenf statt zweinhalb Tage bleiben und zum ersten Mal seit langem richtig zur Ruhe kommen.

Peter