Samstag, 15. Oktober 2011
Bukarest - Der zweite Blick zaehlt

Nach der rumaenischen Oednis freuten wir uns auf die Hauptstadt Rumaeniens. Doch noch bevor wir das Zentrum erreichten waren wir von dieser Stadt schlichtweg schockiert - ueberall nur haessliche Betonblocks, unterstriechen durch den schlimmsten Strassenverkehr den wir bisher erlebt hatten. Es herrschte Anarchie auf den Strassen und wir kamen zweimal nur knapp einem Unfall davon. Peter ernannte Bukarest zu diesem Zeitpunkt zur haesslichsten Hauptstadt Europas.
Aber zum Glueck lernten wir auch die andere Seite der Hauptstadt kennen. Wir fanden zunaechst etwas Erholung in einem Park und schliesslich entdeckten wir auch zahlreiche schoene Kloester und Kirchen. Das ist hier nicht so einfach, denn Ceaușescu (Diktator, 1965 bis 1989) liess Betonburgen um die Kloester errichten, damit diese aus dem Stadtbild verschwinden. Dafuer hat man dort nun herrliche Rueckzugsmoeglichkeiten.
Neben den Kloestern besuchten wir auch drei Museen, das Dorfmuseum (alte Haeuser aus ganz Rumaenien), Bauernmuseum (tradtionelle Werkzeuge, Kunst und Dorfalltag), und schliesslich auch das Nationale Historische Museum (Goldschmuck aus dem Roemischen Imperium bis zum 19. Jahrhundert und die Traiansaeule aus Rom). Wir waren schliesslich richtig begeistert von Bukarest und blieben zwei Tage laenger als geplant.
Neben unserer Sightseeingtour sassen wir bei sommerlichen Temperaturen in Strassencafes und tranken Eiskaffee, eroberten Souvenierlaeden und abends wurden wir von unserer Couchsurfinggastgeberin zu einem rumaenischen Jazz-Konzert mitgenommen.

Wir lernten in dieser Stadt auch wieder einige interessante Leute kennen. An unserem ersten Abend z. B. wollte ein ukrainischen Offizier uns ein Hotelzimmer fuer unseren gesamten Bukarestaufenthalt zahlen. Wir lehnten natuerlich ab. Auf dem Weg zur unserer Couchsurfing-Wohnung bekamen wir von einem radelnden Rumaenen "Geleitschutz" (mit GPS) damit wir auch ja dort ankommen, wo wir hin wollen. Und als wir Bukarest verlassen wollten, wurden Peter unterm Fahren 20 LEI (= 5 Euro) in die Hand gedrueckt mit den Worten "Apa" (Wasser). Was soll man da noch sagen.
Von Bukarest ging es noch rund 70 km durch das triste Tiefland bis wir Bulgarien erreichten. Doch auch hier erlebten wir etwas Unglaubliches. Auf einer zweispurigen Schnellstrasse hielt direkte vor uns ein grosser Reisebus an, als wir auf seiner Hoehe waren wurde die Tuer geoeffnet. Der Fahrer fragte uns wohin wir hin wollten und bot uns an, uns mit Sack und Pack bis zur Grenze zu Fahren. Wir lehnten wieder ab, doch kurze Zeit spaeter dachten wir mit kleiner Wehmut an das Angebot, denn es ging etwas zaeh voran und die Landschaft war, wie schon erwaehnt, trist.

Theresa

(fuer Roland nahe Hannover: kannst du mir bitte nochmal deine Emailadresse schicken, die ist beim Bilderspeicheren veroloren geganen - Vielen Dank)



Donnerstag, 6. Oktober 2011
Tieflandfahrt mit Ueberraschungen

Von Tulcea aus ging es durch karges Huegelland ostmoeglichst nach Constanta. Hin und wieder spiegelte ein See die Farben des Himmels wieder, manchmal war es auch das Meer. Doch die meiste Zeit ging es unspektakulaer durch die Landschaft.
Etwas Kultur unterwegs konnten wir bei der Besichtigung einer alten griechisch-roemischen Ruinenstadt bekommen und waehrend einer Uebernachtung bei einem Kloster. Eigentlich wollten wir ja an einem Strand schlafen, doch die Straende auf unserer Karte waren irgendwie kleine Muellhalden. Nachdem der Rest der Umgebung aus Aeckern und Feldern bestand - ohne Baum und Strauch - und das Kloster die einzigen Gebaeude weit und breit versuchten wir es dort. Ein junger Moench (25 Jahre) sah darin kein Problem und zeigte uns einen Platz fuer unser Zelt. Dann brachte er noch etwas Wurst, Kaese, Brot und Gemuese vorbei und nahm uns damit das Kochen fuer den Abend ab. Das interessante an dem Kloster war, dass es erst in der Bauphase war und dort nur vier Moenche lebten, was aber durchaus normal zu sein scheint, denn es werden laufend kleine Kloester gegruendet.
Am naechsten Tag begegneten wir wieder Sebastian und Jan, zweien aus der "deutschen Kolonie" in Sulina, und machten bei ihrer eroberten Strandhuette Mittag mit heissem Kaffee sowie Sand in der Butter. Nach diesem vorerst letzten Strandaufenthalt fuhren wir nach Constanta.
Die Stadt ist schon allein durch den entspannten Verkehr aufgefallen und hat uns schnell gefallen. Leider hatten wir nur wenig Zeit, denn es wurde bereits Abend und so haben wir die sympathische Stadt im Blitzmodus angeschaut und leider gleich wieder verlassen. In der Dunkelheit fanden wir keinen guten Platz mehr fuer unser Zelt, ueberall bellten Hunde. Und Strassenhunde gibt es hier massenweise, nette sowie aggressive. Auf gut Glueck klingelten wir also bei einem Haus und fragten nach Platz im Garten. Im ersten Stock bekamen wir dann ein gemuetliches Bett, eine Dusche (die erste seit Moldawien) und hausgemachten Federweissen.
Das Bombenfruehstueck am naechsten Morgen (Omlette mit Schinken, Kaese und Pommes zu Kaffee und bisschen Schnapps) trieb uns durch das truebe Wetter. Ein Zwischenstopp im naechsten 4-Personen-Kloster bei einem internationalen Soldatenfriedhof bescherte uns einige Weintrauben bevor es weiter ging. Mittag haben wir kurz vor der Donaubruecke gemacht und prompt haben wir die naechsten Radfahrer getroffen. Warum? Wir waren ohne es zu wissen auf dem Donauradweg gelandet. Peter und Dirk (http://radonautentour2011.blogspot.com) sowie Silvia und Christoph (www.mankei-travel.com) hielten fuer ein kurzes Gespraech und erzaehlten von einem 71jaehrigen Philosophieprofessor, der sich ein altes, kaputtes Fahrrad gekauft hat und nun zum Delta faehrt. Er war nur mit einem kleinen Rucksack ausgestattet, hatte nicht einmal Flickzeug dabei und musste jeden Berg hochschieben. Getroffen haben wir ihn aber leider nicht.
Gestaerkt haben wir unseren persoenlichen Turbo gezuendet und sind ueber die Donaubruecke bei Cernavode geheizt, denn Radfahren ist dort ebenso verboten wie Kutsche, Moped und Mofa fahren sowie Handwagen schieben (die Verkehrschilder muessen alles beachten). Erschoepft haben wir unser Zelt auf irgendeinem Acker aufgeschlagen, denn es gab wieder nur sehr wenig Vegetation hoeher als 10cm..
Die restliche Fahrt bis Bukarest war eigentlich nur oede und ermuedend. Ich hatte ja bereits gelesen, dass das rumaenische Tiefland langweilig sein soll, aber so langweilig hatte ich es nicht erwartet. Nur dank dem Kaffee im Blut und Hanfduft vom Strassenrand sind wir nicht auf unseren Saetteln eingeschlafen.

Peter



Ueber moldawische Huegel zum rumaenischen Meervdjka
Auf Umwegen ins Donaudelta

Wir mussten nur noch zwei Grenzen ueberqueren und dann waren wir endlich in Rumaenien. Die Grenze zwischen Ukraine und Moldawien (wir haben nun unseren 3. Einreisestempel fuer dieses Land innerhalb von 2 Monaten!) war etwas zeitaufwendiger. Waehrend Peter vor den Grenzschalter sich um unsere Einreise kuemmerte bzw. wartete konnte ich mich gemuetlich mit den Grenzbeamten und ein paar Reisenden unterhalten, denn Fahrradfahrer wie wir haben sie noch nicht so oft gesehen...
Die Ausreise aus Moldawien ging dafuer umso schneller, die Beamten staunten zwar nicht schlecht ueber unsere Moldawien-Stempel-Sammlung, aber innerhalb von 5 Minuten waren wir im Niemandsland Richtung EU unterwegs. Nach einer Scannerschranke und einer Blitz-Passkontrolle (unsere Weinsammlung ist immer noch niemandem aufgefallen) konnten wir nach Galati rollen.

Dort suchten wir eigentlich nur die langersehnte Faehre ueber die Donau - und wir fanden sie auch. Im naechsten Ort wurden wir dann von einer kleinen Gruppe Jungs angehalten und wir unterhielten uns auf Englisch ein bisschen. Es wurde inzwischen dunkel und eine nette aeltere Frau wollte nicht haben, dass wir in der Wildnis campieren und deshalb lud sie uns zu sich nach Hause ein. Wir bekamen neben einem Bett und einer Kochgelegenheit sehr viel leckeren hausgemachten Wein - wir hatten ja nur noch 3L eigenen.
Am naechsten Morgen gab es was zu feiern - Peter hatte Geburtstag. Den Tag starteten wir mit einem ausgiebigen Fruehstueck an einem richtigen Tisch!(Ruehrei mit Schinken, Muesli, Kaba, Geburtstagskuchen und fuer den Saft war kein Platz mehr in unseren Baeuchen). Mit kleinen Dingen des Lebens macht man Reiseradler gluecklich!

Wir wollten an dem Tag bis nach Tulcea kommen, doch auf dem Weg lagen noch roemisch-byzantinische Ausgrabungen. Dort lachten wir uns auch noch einen wunderschoenen Strassenhund an, doch der Verstand siegte und wir mussten ihm schweren Herzen davon radln.

Als wir Mittag machten erlebten wir was professionelles Betteln bedeutet. Wir sassen auf einer Parkbank und vor uns standen staendig zwischen einem und vier Ziegeunermaedchen und murmelten etwas mit dem herzzerreissendstem Blick den sie auflegen konnten. Manchmal kam sogar ein englisches Wort. Nach dem unsere Vernein-, Ignorier - und Wegjagversuche gescheitert waren kam uns ein Securitymann zur Hilfe. Von nun an rannte er staendig herum um die Kinder zu verscheuchen. Er war wahrscheinlich ziemlich froh als wir endlich weg waren.

Als wir uns gerade in die Saettel schwingen wollten wurden wir von Andi, einem Reiseradler angesprochen. Er und Felix sind in ihren Semesterferien den gesamten Donauradweg hinunter gefahren und nun fehlte nur noch das Donau-Delta. Wir verstanden uns sehr gut und von nun an bestritten wir die naechsten Tage gemeinsam.

Da es immer noch Peters Geburtstag war grillten wir zu seinen Ehren. Es gab Mici, Polenta und Tomatensalat (mit den letzten unserer 5 kg geschenkten Tomaten). Als Dessert wollte Felix Pudding machen, naja Puddingbroeckchen haltiges Kakaogetraenk beschrieb es besser :-)

Wir erreichten Tulcea an einem Sonntag, der unguenstigeste Tag der Woche, den die Touriinfo hatte zu und Faehren zu den Deltasiedlungen fahren nur Wochentags... So entschieden wir uns fuer einen kleinen Fahrradausflug Richtung Delta.
Am Montag ging es endlich mit der Faehre nach Sulina. Und auf einmal waren wir nicht mehr allein, ueberall Deutsche. Wir erfuhren das man in Sulina an Strand zelten durfte, deshalb ging es nach dem Besuch eines Fischrestaurant (es gab feinsten Stoer), zum Strand. Dort sahen wir nicht nur fuenf von den Deutschen von der Faehre, sondern auch endlich das Schwarze Meer. Es war wirklich schwarz, denn es war Nacht... Andi, Felix, Peter und ich stiessen erst einmal auf den Erfolg, am Meer angekommen zu sein, an.

Am naechsten Tag ging es nach laengerem Suchen mit einem kleinen Motorboot ins Delta. Zunaechst fuhren wir ein paar Kanaele entlang und wir bekamen einen ersten Eindruck von der Artenvielfalt. Wir sahen einen Eisvogel, Wasserschlangen, hunderte von Froeschen und wir kosteten Wassernuesse. Als Hoehepunkt gings in den Golf von Sulina, dort tummelten sich tausende von Voegeln. Uns begruessten Kormorane, verschiedene Gans-, Enten- und Wasserhuehnerarten und schliesslich sahen wir auch einen Pelikan und dann noch ein Paar... Leider waren die Voegel schon in Zugstimmung und somit sahen wir nicht soviele, wie es im Sommer moeglich ist. Dafuer wurden wir nicht von Muecken aufgefressen.

Den Tag beendeten wir mit Grillen und Lagerfeuer am Strand. Unsere kleine deutsche Kolonie wuchs an dem Tag auf insgesamt 11 Personen an. Lange konnten wir leider nicht am Feuer sitzen, denn am naechsten Tag ging unsere Faehre um 7 Uhr zurueck nach Tulcea. Dort verabschiedeten wir uns nach ein paar schoenen Tagen auch von Andi und Felix.

Theresa



Mittwoch, 5. Oktober 2011
---------------Zeitsprung---------------



Sonntag, 25. September 2011
Nun etwas mehr Informationen zu Rumaenien. Wir wussten ja wieder nicht was uns erwartet, doch gleich am ersten Tag wurden wir zu Abendessen eingeladen, mit Wein und Schnapps beschenkt und haben jegliche Beruehrungsaengste auf Anhieb abgelegt. Ferner sind wir nun voll in der Erntezeit unterwegs gewesen uns konnten staendig frische Tomaten, Paprika etc. am Strassenrand akufen und in Massen essen. Der Geschmack ist unvergleichlich.
Nach einigen Kilometern Fahrt haben wir gemerkt, es geht irgendwie immer bergauf - die Karpaten haben sich angekuendigt! Doch zunaechst waren die Steigungen locker zu nehmen und wir haben ein ordentliches Tempo drauf gehabt. Zudem ging es sehr lange Taeler entlang und wir haben die grossen Berge stets umfahren. Landschaftlich und kulturell war es aber sehr schoen. Meist sind wir durch kleine, verschlafene Doerfer gefahren und haben staunende Rumaenen hinterlassen.
Doch auch wir haben gestaunt. An dem Tag, an dem wir den ersten Pass haetten angehen wollen sind wir schon am Vormittag in ein Erntedankfest geplatzt. Beim Anblick des Gulaschtopfes, der gerade befuellt wurde, haben wir beschlossen so lange zu warten, bis es genussfertig ist. Das Warten wurde uns mit netten Unterhaltungen, Schnapps und diversen anderen Verkostungen verkuerzt. Bis das aeusserst leckere Gulasch fertig war, wollten wir fast nichts mehr essen.
Abends am selben Tag kam es noch besser. Das Wetter war diesig und wir wurden zum Uebernachten in einem Rohbau des rumaenischen Deutschen Roland und seiner Frau Maria eingeladen. Selbstverstaendlich gab es leckeres Essen zu Abend und Fruestueck. Am naechsten Tag bekammen wir auch frisch geschlachtetes Schwein und einen Besuch bei seinem Schwiegervater, der allerlei Tiere auf Bio-Basis haelt. Es hat uns dort so gut gefallen, dass wir auch einen kaesenden Hirten am naechsten Tag besuchen mussten und so von der Bergbauernkultur der Karpaten angesteckt wurden. Hier wird es noch einen Besuch geben, das ist sicher!
Irgendwann sind wir aber weiter und haben den ersten Pass gepackt. Die 1200m haben wir ueberraschend gut weggesteckt und konnten am naechsten Tag auf 1800m klettern. Immer noch fit mussten wir nur noch die Berge runter rollen und hatten genug Zeit die Aussicht zu geniessen. Nebenbei haben wir die 500 Stunden im Sattel ueberschritten - Schnapps zum Anstossen hatten wir ja.
Nach den Karpaten trennten uns nur noch wenige Kilometer von unserem eigentlichen Ziel: Moldawien. Einfach war es dennoch nicht. Ein staendiges Auf und Ab wegen kleinen aber steilen Huegeln liess uns fast mehr schwitzen als in den Karpaten. Ueber Iasi sind wir zur Grenze gefahren und haben einer der wohl aermsten Teile der EU passiert und die letzte tolle Gastfreundschaft genossen. Und wir freuten uns, dass wir wieder in dieses tolle Land kommen werden.

Peter



Montag, 19. September 2011
Es ist so viel passiert und wir haben nur wenig Zeit zum schreiben. Erst mal: wir sind begeistert! Die Leute sind einfach toll. Wir haben so manches Mal ueber ihre Gastfreundschaft staunen muessen und den ein oder anderen unerwarteten Aufenthalt gehabt. Ebenso haben wir das Beduerfnis mehr ueber das Kaesen in den Karpaten und allgemein in dieser Gegend zu erfahren. Das war wohl nicht der letzte Besuch in Rumaenien.
Die Fahrt durch die Karpaten - unser erstes Grossprojekt - war unerwartet einfach. Die zwei Paesse von 1200 und 1800 m haben wir unerwartet schnell und einfach ueberwinden koennen. Zusaetzlich konnten wir atemberaubende Landschaft am laufenden Band geniessen. Danach ging es groesstenteils bergab in Richtung Moldawien, wo wir nun sind. Bei einer naechsten Gelegenheit werden wir etwas mehr schreiben.

Peter