Tieflandfahrt mit Ueberraschungen

Von Tulcea aus ging es durch karges Huegelland ostmoeglichst nach Constanta. Hin und wieder spiegelte ein See die Farben des Himmels wieder, manchmal war es auch das Meer. Doch die meiste Zeit ging es unspektakulaer durch die Landschaft.
Etwas Kultur unterwegs konnten wir bei der Besichtigung einer alten griechisch-roemischen Ruinenstadt bekommen und waehrend einer Uebernachtung bei einem Kloster. Eigentlich wollten wir ja an einem Strand schlafen, doch die Straende auf unserer Karte waren irgendwie kleine Muellhalden. Nachdem der Rest der Umgebung aus Aeckern und Feldern bestand - ohne Baum und Strauch - und das Kloster die einzigen Gebaeude weit und breit versuchten wir es dort. Ein junger Moench (25 Jahre) sah darin kein Problem und zeigte uns einen Platz fuer unser Zelt. Dann brachte er noch etwas Wurst, Kaese, Brot und Gemuese vorbei und nahm uns damit das Kochen fuer den Abend ab. Das interessante an dem Kloster war, dass es erst in der Bauphase war und dort nur vier Moenche lebten, was aber durchaus normal zu sein scheint, denn es werden laufend kleine Kloester gegruendet.
Am naechsten Tag begegneten wir wieder Sebastian und Jan, zweien aus der "deutschen Kolonie" in Sulina, und machten bei ihrer eroberten Strandhuette Mittag mit heissem Kaffee sowie Sand in der Butter. Nach diesem vorerst letzten Strandaufenthalt fuhren wir nach Constanta.
Die Stadt ist schon allein durch den entspannten Verkehr aufgefallen und hat uns schnell gefallen. Leider hatten wir nur wenig Zeit, denn es wurde bereits Abend und so haben wir die sympathische Stadt im Blitzmodus angeschaut und leider gleich wieder verlassen. In der Dunkelheit fanden wir keinen guten Platz mehr fuer unser Zelt, ueberall bellten Hunde. Und Strassenhunde gibt es hier massenweise, nette sowie aggressive. Auf gut Glueck klingelten wir also bei einem Haus und fragten nach Platz im Garten. Im ersten Stock bekamen wir dann ein gemuetliches Bett, eine Dusche (die erste seit Moldawien) und hausgemachten Federweissen.
Das Bombenfruehstueck am naechsten Morgen (Omlette mit Schinken, Kaese und Pommes zu Kaffee und bisschen Schnapps) trieb uns durch das truebe Wetter. Ein Zwischenstopp im naechsten 4-Personen-Kloster bei einem internationalen Soldatenfriedhof bescherte uns einige Weintrauben bevor es weiter ging. Mittag haben wir kurz vor der Donaubruecke gemacht und prompt haben wir die naechsten Radfahrer getroffen. Warum? Wir waren ohne es zu wissen auf dem Donauradweg gelandet. Peter und Dirk (http://radonautentour2011.blogspot.com) sowie Silvia und Christoph (www.mankei-travel.com) hielten fuer ein kurzes Gespraech und erzaehlten von einem 71jaehrigen Philosophieprofessor, der sich ein altes, kaputtes Fahrrad gekauft hat und nun zum Delta faehrt. Er war nur mit einem kleinen Rucksack ausgestattet, hatte nicht einmal Flickzeug dabei und musste jeden Berg hochschieben. Getroffen haben wir ihn aber leider nicht.
Gestaerkt haben wir unseren persoenlichen Turbo gezuendet und sind ueber die Donaubruecke bei Cernavode geheizt, denn Radfahren ist dort ebenso verboten wie Kutsche, Moped und Mofa fahren sowie Handwagen schieben (die Verkehrschilder muessen alles beachten). Erschoepft haben wir unser Zelt auf irgendeinem Acker aufgeschlagen, denn es gab wieder nur sehr wenig Vegetation hoeher als 10cm..
Die restliche Fahrt bis Bukarest war eigentlich nur oede und ermuedend. Ich hatte ja bereits gelesen, dass das rumaenische Tiefland langweilig sein soll, aber so langweilig hatte ich es nicht erwartet. Nur dank dem Kaffee im Blut und Hanfduft vom Strassenrand sind wir nicht auf unseren Saetteln eingeschlafen.

Peter