Albanien ist...anders

Wenn man meint Albanien ist ein Land im Balkan, dann stimmt das nur geographisch. Die Leute sind ganz anders und auch die politische Vergangenheit unterscheidet sich von den Nachbarlaendern. Die lange Isolation Albaniens vom quasi Rest der Welt und die schnellen Aenderungen nach dem Regime Hoxa haben das Land deutlich gezeichnet. Ein Beispiel war oder ist (wir wissen es nicht genau) der Handel mit geklauten Autos aus Europa, oft Mercedes-Benz. Des weiteren sind das allgegenwaertige Muellproblem sowie schiere Anarchie im Strassenverkehr und voellige Willkuer beim Bau neuer Haeuser zu nennen. So recht geplant wirkt hier einfach wenig. Gerade all das macht Albanien so arabisch und einen Exoten in Europa aus dem Land.

Als wir in Berat angekommen waren mussten wir uns in eine Herberge einmieten, denn es gab keine andere Moeglichkeit fuer uns an ein Bett mit Dusche zu kommen. Rund einen Tag haben wir in der kleinen, charismatischen Stadt verbracht und gesehen, dass es auch hier durchaus sehr schoene traditionelle Bauweise gibt und man einiges an historischen Spuren entdecken kann (damit meine ich nicht die 60000 Bunker). Zwischen Bummel durch die Strassen und Verkostungen der hiesigen suessen Koestlichkeiten sassen wir immer wieder im Cafe - es ist einfach so guenstig und lecker. Zwei Kaffee kosten hier um die 80 Cent und Wasser bekommt man natuerlich auch dazu.

Nach Berat, der Stadt der 1000 Fenster, ging es fuer uns wieder nach Norden. In Durres wollten wir etwas vom Mittelmeer haben. Doch statt salzigem Wasser bekommt man dort vor allem Hotels ohne Ende zu sehen. Auch die Stadt war eher maessig und konnte uns nicht lange aufhalten. Das Angebot zweier Deutscher in einem ihrer Hotelzimmer zu uebernachten liessen wir auch sausen, denn wir haben 10km weiter doch noch einen Platz mit schoenem Meeresblick bei prasselndem Lagerfeuer gefunden.

Die letzte laengere Station in Albanien ist Kruja geworden, der ehemalige Sitz DES Nationalhelden Skanderbeg. Der gewiefte Heerfuehrer hat den Ottomanen
das Leben schwer gemacht so lange er gelebt hat und hat jeglichen Angriff seiner ehemaligen Herren abgewehrt. Seine Heldentaten werden noch heute gefeiert und dementsprechend wurde ihm ein unwahrscheinlich pompoeses Museum mit sehr geringer Aussagekraft gewidmet. Aber der Besuch war dennoch unterhaltsam und nach einem Abend voller skanderbeg'scher Glorie konnten wir zwischen den Ruinen seiner Burg unser Zelt aufstellen - quasi mitten in der Stadt. Am naechsten Tag haben wir uns noch ordentlich im Feilschen auf dem alten Bazar versucht und so manches tolle Souvenir erstanden.

In Kruja haben wir uns wohl auch bisschen was eingefangen und der folgende Tag wurden etwas muehsam. Wir waren deutlich geschwaecht und kamen nur langsam voran. Eine kleine Diaet mit Bruehe und trockenem Brot sowie unsere Hausmittelchen und 12 Stunden Schlaf bauten uns wieder auf und machten eine Weiterfahrt moeglich. Kurz vor Shkoder erlebten wir etwas unglaubliches. Wir sahen zwei Radreisende. Die Suedkoreaner sind in Italien gestartet und waren auf dem Weg nach Hause. Bei einem kleinen Erfahrungsaustausch kamen die naechsten zwei, diesmal Kanadier, die gerade von Holland gekommen sind. Ausserdem erfuhren wir, dass sich in der Stadt ein Paar aus Frankreich aufhielt. Man koennte meinen Albanien sei ein Readfahrerparadies. Das fanden wir aber nicht ganz und fuhren nach einem letzten Kaffee nach Montenegro.

Peter