Aus Lviv sind wir mit unseren beiden Gastgebern in Richtung der Karpaten gefahren. Die zweitaegige Fahrt war fuer uns relativ entspannt, auch wenn maessig gutes Wetter ein staendiges An-, Aus- und Umziehen erforderte. Doch der Weg hatte sich mehr als gelohnt. In der Naehe von Slavsk stand uns ein Ferienhaus zur Verfuegung, das mit einer herrlichen Aussischt auf den flacheren Teil der Karpaten ausgestattet war. Da Oksana und Igor lieber mal nichts gemacht haben, sind wir zu zweit auf einer kleinen Wanderung die Berge erkunden gegangen. Durch Abkuerzungen haben wir aus den zwei veranschlagten Stunden fuenf gemacht und konnten so einiges sehen. Die Landschaft ist der in z.B. der Schweiz recht aehnlich, doch es gibt viele kleine Unterschiede. Nicht nur die Pflanzen- und Tierwelt ist anders, auch die menschlichen Spuren unterscheiden sich bei genauerem Hinsehen. Das Leben ist - so scheint es - ruhiger. Landwirtschaftliche Maschinen sind quasi unbekannt, Handarbeit oder ein vorgespanntes Pferd die Regel. So hat uns der Ausflug natuerlich sehr gut gefallen, was nicht zuletzt an der guten Bergmilch und dem Frischkaese lag.
Doch wir mussten langsam weiter und haben uns den Weg auf den teils richtig (also RICHTIG!) schlechten Wegen geebnet. Da die Ukraine touristisch noch wenig erschlossen ist, muss man die Sehenswuerdigkeiten suchen und finden. Dies ist nicht leicht, doch wenn man mal mit den Einheimischen redet, findet man schon jemanden, der einen dort hin fuehren kann. So ging es uns mit Rozhirche. Irgendwo in der Naehe der Ortschaft sollte es ein altes Kloster im Fels geben. Fast durch Zufall haben wir die Ortschaft gefunden, ebenso wie ich durch Zufall erfahren habe, dass es das Kloster gibt. Vor Ort war natuerlich kein Schild und keine Kasse in Sicht. So haben wir uns mehr wie Entdecker als Touristen gefuehlt, als wir das Kloster gefunden haben. Auf eine Anhoehe im Wald haben vor langer Zeit fleissige Moenche ein kleines, aber beeindruckendes Kloster mit 3 Raeumen in den Sandstein gehauen. Heute halten sich dort am ehesten die Jugendlichen vom Dorf auf, doch die Atmosphaere war einfach gigantisch. In Deutschland haette man da bestimmt schon lange alles abgeriegelt und die vermisste Kasse hingestellt.
Am Abend haben wir dann wieder einen der verrueckten Ukrainer getroffen, bzw, gleich mehrere davon. Eigentlich wollten wir nur einen kleinen Einkauf machen. Doch es hatte geregnet und die Verkaeuferin wollte uns unbedingt Tee und Schnaps geben. Den Schnapps (auch hier heisst das so) haben wir auch bekommen, aber erst nachdem wir in einer Banja waren und mit dem Besitzer Blutwurst gegessen haben (ja, wir beide). Wieder mal - ich wiederhole mich gern - voellig selbstverstaendlich.

Peter