Mittwoch, 28. September 2011
An der moldawischen Grenze angekommen mussten wir zum ersten Mal unsere Taschen oeffen, aber eher zum Zeitvertreib bis wir unsere Einreisestempel hatten. Dann ging es ueber Ungheni immer Richtung Osten. Im Gegensatz zu Rumaenien begegneten wir nun nur noch wenigen Pferdenkutschen. Wir waren uns nicht sicher ob es daran lag, dass die Gegend so arm war und sich die Leute keine Pferde leisten konnten, oder ob der Landstrich einfach so unbewohnt war. Beantworten koennen wir die Frage nach wie vor nicht.

Wie es sich schon in Rumaenien angekuendigt hatte, ging es immer bergauf und bergab. Es war anstrengender als die Karpaten. Teilweise mussten wir 3 km bergauf fahren bei abschnittsweise 10 % und oben auf der Bergkuppe angekommen gings sofort wieder bergab (10 %). Wir brauchten somit fuer die Strecke nach Trebujeni einen halben Tag laenger als urspruenglich geplant. Die Anstrengung hatte sich aber gelohnt. Wir wussten nicht wirklich was uns am touristischten Ort Moldawiens (laut Lonely Planet) erwarten sollte, so waren wir sehr beeindruckt, als wir vor einem Canyon standen und auf der anderen Seite der Felsen Hoehlen und ein Kloster erblickten. In unserem Reisefuehrer hiess es, es gibt ein Felsenkloster, doch in Wirklichkeit waren es drei Stueck. Eines sehr touristisch erschlossenses und zwei, die wir auf eigene Faust erkundeten. Wir sind nach wie vor von diesem Fleckchen Erde begeistert. Unseren Schlafplatz schlugen wir in der Naehe des Abhangs auf mit Blick auf die Kloester.

Am naechsten Tag ging es nach Chisinau, diesmal aber nur mit Mittagsstopp. Wir waren sehr verwundert ueber die vielen Radfahrer, die wir auf dem Weg dorthin sahen und als wir im Zentrum ankamen erhielten wir die Aufloesung. Es war Fahrradtag. Die Hauptstrasse war gesperrt und ueberall fuhren Radfahrer, ein internationaler Fahrradwettbewerb fand statt und wir mitten drin. So wurden wir auch prompt umringt von Radfahren und zwei Fotografen. Um den Stopp in Chisinau nicht ausarten zu lassen, verliessen wir aber schnell das Festival, obwohl die Stimmung wirklich gut war.

In den naechsten Tagen ging es immer Richtung Comrat. Auf dem Weg dorthin lernten wir wieder moldawische Gastfreundschaft kennen. Wir machten Pause an einem kleinen Rastplatz, dort wurden wir von einem Moldawier zur Brotzeit eingeladen. Als er von unserer Tour erfuhr, war er so begeistert, dass er uns zu sich nach Hause einlud. Wir nahmen das Angebot an und erhielte eine goettlich warme Dusche, Waschmaschinenservice und wir kochten Fisch mit Polenta.
Am naechsten Tag erreichten wir Gaugazien. Diese teilautonome Region ist tuerkisch gepraegt und es gibt sogar zwei deutschsprachige Doerfer (ausgewandererte Deutsche nach dem 2. Weltkrieg). Leider kamen wir im dunklen durch diese Doerfer und trafen somit auf keine Deutsche.

Die Landschaft wurde immer unbewohnter und sie erinnerte mich immer wieder an die Steppe der Mongolei. Wenn wir Kutschen oder Karren sahen, wurden sie meist von Eseln gezogen. Das hoert sich nun sehr trist an, aber neben dieser Landschaft hat Moldawien auch gigantischen Weinberge. Das nutzten wir auch und kauften koestlichsten Rotwein (eine uns unbekannte Sorte und roten Muskat) fuer ca. 1,20 Euro pro Liter. Insgesamt wanderten 4 Liter Wein in unsere Taschen, mehr konnten wir nicht fahren, denn man weiss dort nie, wann man den naechsten Wein geschenkt bekommt.

Theresa



Samstag, 23. Juli 2011
Innerhalb von nur 15 min schafften wir es von der Ukraine nach Moldawien und dann waren wir im aermsten Land Europas. Das Land begruesste uns mit riesigen Sonnenblumenfeldern und netten Grenzbeamten, als auch hilfsbereiten Einheimischen. Da ich mich nach nur 10 km Fahrt schon wieder schwach fuehlte stoppten wir auf einer Wiese. Auch hier wurden wir bewirtet, bekamen einen der koestlichsten Rotweine, die wir je getrunken hatten, und Akazienhonig geschenkt. Peter und ich beschlossen nun bis nach Chisinau mit dem Zug zu fahren und eine Woche Pause zu machen, damit ich endlich wieder fit werde.

Der naechste Bahnhof war nicht weit. Auf dem Weg dorthin trafen wir einen Moldawier, der uns 20 Minuten spaeter ein Zugverpflegungspacket zum Bahnhof brachte. Als er jedoch erfuhr, dass unser Zug erst am naechsten Morgen um 4 Uhr geht, nahm er uns zu sich nach Hause mit. Inzwischen haben wir gelernt, dass es ein Nein nicht gibt. Dort wurden wir natuerlich koestlichst bewirtet.

Unsere Zugfahrt (1,30Euro pro Person) dauerte von 4.00 bis um 12.30 Uhr und dann waren wir in der Hauptstadt von Moldawien. Die Stadt ist noch sehr von der Sovietunion gepraegt, es stehen leider nur wenige huebsche Haeuser und die Armut ist allgegenwaertig. Trotzdem finde ich es toll, diese Stadt bereist zu haben.

Da ich mich heute wieder etwas komisch gefuehlt habe gingen wir abermals in eine Klinik. Diesmal kam zu der alten Diagnose noch eine die Reise vernichtende Diagnose hinzu. Aus diesem Grund steigen wir morgen Vormittag in den Flieger nach Deutschland. Somit endet hier fuers Erste unsere Reise. Aber nicht fuer immer!

Es war wirklich toll mit dem Fahrrad die Laender bereist zu haben und all die vielen lieben Menschen kennengelernt zu haben. Falls ich wieder mit dem Fahrrad reisen darf, werde ich es auf jeden Fall machen.

An dieser Stelle, moechte ich mich auch bei Peter bedanken, der mich waehrend den letzten 3 Wochen immer super umsorgt hat.

Leider hatte ich die Postkartenschreiber fuer Odessa geplant, daher seid nicht boese, wenn ihr keine Postkarte von mir/uns bekommen habt aber der Sommer ist ja noch nicht vorbei, vielleicht koennen wir uns ja nochmal in den Sattel schwingen.

Theresa